Geschichte

175 Jahre Jubiläum

Im Juni 2015 feierte die Stadtkapelle Bad Reichenhall ihr 175-jähriges Jubiläum. Beim Festabend in der Konzertrotunde spielte die Kapelle Stücke aus vergangenen Epochen, darunter Eigenkompositionen von ehemaligen Dirigenten. Ein Konzert des Polizeimusikorchesters Oberösterreich folgte am Samstag im Kurgastzentrum. Am Sonntag fand das Jubiläumswochenende mit einem großen Musikfest den Ausklang. Die Stadtkapelle Bad Reichenhall und die Nachbarmusikkapellen aus Marzoll, Piding und Jettenberg zogen bei einem Sternmarsch zur Alten Saline, wo ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wurde. Der Festumzug der Kapellen durch die Reichenhaller Innenstadt führte zum Florianiplatz. Dort wurden die Besucher bewirtet und von den teilnehmenden Kapellen musikalisch unterhalten.

Anlässlich des Jubiläums wurde auch eine Vereinschrift herausgegeben, in der die Geschichte umfassen beschrieben wird.

Chronik

Das 19. Jahrhundert

Aus dem abwechlungsreichen Musikleben im Reichenhall des 19. Jahrhunderts formierten sich Familienmusiken (z.B. Franz Seraph Graßl (1795 – 1841)), ortsansässige Musikkapellen wie die in der Burg Gruttenstein stationierte Landwehrmusik des Landwehr-Bataillons und auch Gesangsvereine wie die 1847 gegründete Liedertafel. Vermutlich spielte seit der Eröffnung des Achselmannstein (1846) auch die eigens zur Unterhaltung des Kurpublikums geschaffene Badmusik, seit 1859 dirigiert von Konrad Landrichinger. Allerdings musste nach Kritik an der Qualität des Orchesters schon bald den Taktstock an Joseph Gungl abgeben und durfte nur noch erste Geige spielen. Nebenbei unterhielt er ein aus einer wechselnden Besetzug bestehendes Musikeremsemble, das immer wieder die Umrahmung von Vereinsfeierlichkeiten übernahm.

1840

Gründung des Reichenhaller Veteranenvereins, welcher sich schon bald zu den mitgliedstärksten und bedeutensten Vereinigungen in Reichenhall zählte. Unter den Mitgliedern zählten sich auch Musiker, allerdings wahrscheinlich noch zu wenig organisiert, da beispielsweise 1872 zum Faschingsball Konrad Landrichinger mit seinem Ensemble eingeladen wurde.

Konrad Landrichinger (1834 – 1910)

1872

Von Karl Hünn, dem damaligen Leiter der Kurmusik, ging die Anregung aus dem Veteranenverein eine eigene Musikabteilung anzugliedern. Hünn, der durch seine in den Kriegen von 1866 und 1870/71 gespielten Marschkompositionen bereits einen enormen Bekanntheitsgrad besaß, war 1870 als Kapellmeister des 2. kgl. bayer. Infanterieregiments „Kronprinz“ an den Kämpfen gegen Frankreich beteiligt gewesen.

1873

Erster Auftritt der neuen Veteranen-Musik-Kapelle am 2. Februar unter der Direktion von Karl Hünn. Ab diesem Zeitpunkt verging kaum ein Monat, in dem die Veteranenkapelle nicht eine Veranstaltung umrahmt hätte.

Karl Hünn (1831 – 1906)

1876

Aus unbekannten Gründen zog sich Hünn als musikalischer Leiter zurück und übergab den Taktstock an Johann Angerer. Dieser integrierte Musiker aus der (ehemaligen) Turnermusik um den Fortbestand zu sichern.

1899

Jubiläumsfest zum 25-jährigen Bestehen der Veteranenkapelle mit Gottesdienst in St. Nikolaus und Würdigung der Werke von Karl Hünn.

Veteranenkapelle (1897)

1905

Der Gründer des „Schroffen“ Georg Gugg hält die Geschicke der Kapelle in der Hand.

1909

„Im Einverständnis des löblichen Veteranen- und Kriegervereins und mit behördlich genehmigtem Titel“ erfolgt die Umbenennung in Stadtkapelle Bad Reichenhall. Somit war die Musikvereinigung nicht mehr so eng an den Veteranenverein gebunden.

1913

Nach zahlreichen Auftritten bei Feierlichkeiten und Festen kam es zu vereinsinternen schweren Auseinandersetzungen. Altgediente Vereinsmitglieder erzwangen den Rücktritt von Georg Gugg. Neuer Leiter der Stadtkapelle wird der städtische Wassermeister Johann Beinkofer. Der Musikbetrieb kam nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs praktisch zum Erliegen.

1914

Die Kapelle galt offiziell aus aufgelöst und ihr wurde der Titel „Stadtkapelle“ wieder aberkannt. Ein Musikreferent der Stadt sollte die weitere Entwicklung beobachten.

1916

Eine Jugendkapelle bestehend aus ansässigen Lehrlingen nahm unter Beinkofer den Bertieb auf um sich damit auch etwas dazu zu verdienen.

1919

Krankheitsbedingt überläßt Beinkofer die Kapelle mit wenigen noch Musizierenden dem Gerichtsoffizianten Ludwig Kaufinger.

1920

Der aus der Gefangenschaft heimgekehrte Hans Markthaler wird hauptamtlich durch den Magistrat der Stadt zum Neuaufbau der Stadtkapelle beauftragt. Zudem wurde er vertraglich verpflichtet unentgeltichen Musikunterricht zu erteilen und ein Jugendorchester aufzubauen, welches 1924 debutierte. Allerdings übertrug sich seine national-konservative Prägung auch auf den Einsatz der von ihm geleiteten Stadtkapelle. Er spezialisierte sich auf Marschmusik, wodurch die Stadtkapelle bei der Unterhaltungsmusik ins hintertreffen geriet.

1925

Uniformierung der Stadtkapelle mit der Gebirgstracht

1928

Erstmals und anschließend regelmäßig durchgeführte Kurkonzerte

1929

Gründung eines Salonorchesters unter der Leitung von Markthaler

Hans Markthaler (1874 – 1938)

1934

Markthaler übernahm die Leitung als Musikzugführer der SA Jägerstandarte 3. Diese Doppelfunktion führte dazu, dass die Stadtkapelle nur noch bei unbedeutenderen Veranstaltungen auftrat.

1937

Für kurze Zeit, bis zu seiner Versetzung, übernimmt der erste Posaunist des Kurorchesters Andreas Islinger vom kriegsgeschädigten Markthaler die Kapelle. Allerdings schrumpfte diese wegen Einberufungen zur Whrmacht von 35 auf 20 Mann.

Kriegerfest (1931) mit H. Markthaler

1938

In diesem Jahr übernimmt der Regensburger Hans Meister die Kapelle bis zum Kriegsausbruch.

1939

Während des 2. Weltkriegs konnte die stark dezimierte Stadtkapelle nur notdürftig unter den Dirigenten Franz Amode bestehen. Der reguläre Probenbetrieb wurde unmöglich. In den letzten Kriegsjahren existierte die Stadtkapelle nur noch pro forma unter ihrem Leiter Adalbert Gugg.

1945

Durch Einbrüche ins Probenlokal und dem Bombenangriff auf Bad Reichenhall wird ein großteil der Noten und Instrumente verloren. Im Juli gründete Albert Gugg mit 17 ehemaligen Mitgliedern die Stadtkapelle neu und nahm den Probebetrieb wieder auf. Gustav Hahn (Absolvent des Salzburger Mozarteums) übernahm schließlich die Leitung.

Gustav Hahn

1948

Unter Stabsmusikmeister Hans Schuster kann wieder mit einem geregelten Musizieren im „Weißen Rößl“ begonnen werden.

1953

Hans Meister übernimmt abermals die auf 8 Mann geschrumpfte Kapelle den Taktstock. Die ehemaligen Mitglieder der Stadtkapelle, die dem Spielbetrieb zuletzt ferngeblieben sind wurden aufgerufen, wieder mitzuspielen. Die Stadtkapelle wird einheitlich mit dunkelgrauem Loden und grünen Chiemgauer Hüten eingekleidet.

1954

Zum Jahresbeginn wird der Verein Stadtkapelle gegründet

Hans Meister

1955

Gustl Hahn leitet die Kapelle zwar nur mit 16 aber dafür qualifizierten Musikern.

1962

Nachdem die Kapelle kurz vor der Auflösung stand, tritt man an den Marzoller Musiklehrer Anton Hüller heran, mit der Bitte, wenigstens den kläglichen Rest zu erhalten.
Ebenso fing in diesem Jahr die damals 17-jährige Hanni Weber, als erste Frau an.

1968

Anton Hüller übergibt den Taktstock an das Kapellenmitglied Emil Sgodzay.

Anton Hüller

1970

Der soeben pensionierte, aus Markthalers Zeiten bekannte Fritz Kuhn konnte überredet werden, die Stadtkapelle zu übernehmen. Auch er muß anfangs 16 Musikern und somit zahlreichen Aushilfen musizieren, baut die Kapelle aber mit Gespür und zähem Fleiß auf, so daß ein 40-köpfiges Orchester entsteht. Für seine Verdienste wird F. Kuhn zum Ehrendirigenten ernannt. Sein Engagement galt auch der gezielten Nachwuchsarbeit.

Stadtkapelle 1976

1980

Der pensionierte Musiker des philharmonischen Orchesters, Toni Matheis, tritt die Nachfolge von Fritz Kuhn an und leitet die Kapelle mit großem persönlichen Einsatz sechs Jahre.

1986

Anton Hüller, der auch als Komponist kein Unbekannter ist, springt abermals in die Presche und übernimmt die Stadtkapelle.

Die Stadtkapelle 1981 mit neuen Uniformen

1991

Wilhelm Bredl aus Ainring übernimmt den Taktstock und leitet bis 1996 die Kapelle. Im Jahre 1993 befanden sich insgesamt 18 Jugendliche in Ausbildung.

1996

Der studierte Musiklehrer Wolfgang Greiner, den es aus dem schwäbischen Waiblingen nach Bayern verschlagen hat, leitete das Blasorchester mit großem Engagement und pädagogischen Fingerspitzengefühl. Unter seiner Leitung wurde das Jahreskonzert von Sommer auf den Herbst im Kurgastzentrum gelegt. Ihm gelang letztendlich die Wandlung in ein sinfonisches Blasorchester.

Im Sommer konnten neue Probenräume in der Zenostrasse im „Haus der Vereine“ bezogen werden.

Wolfgang Greiner

1999

Umrahmung der Fernsehsendung „Mei liabste Weis´“ mit Moderator Franz Posch. Die Dreharbeiten erfolgten mit dem ORF Landesstudio, am Rathausplatz, im Hof der alten Saline und am Schroffen. Auf dem Bild im Vordergrund rechts Franz Posch, der Moderator der Sendung „Mei liabste Weis“.

Die Stadtkapelle bei den Dreharbeiten

2000

Der bisherige zweite Dirigent Thomas Hauber übernimmt im Februar die Geschicke der Kapelle. Er schloss seine Ausbildung am Mozarteum im Fach Schlagwerk erfolgreich ab und leitete bereits mehrere Musikgruppen. Unter seiner Leitung wurde auch die Jugendarbeit wieder fortgesetzt indem er mehrere Bläserklassen an Schulen leitete.

Das Adventssingen mit Ensembles aus der Stadtkapelle wurde von Flötistin Barbara Ober (geb. Stöberl) ins Leben gerufen.

Thomas Hauber

2011

Gründung der Bläserklasse „Die Voglwuidn“ durch Dieter Staller und Thomas Hauber. Neben der musikalischen Arbeit wird nun auch Wert auf Freizeitaktivitäten und ein Rahmenprogramm für die Nachwuchsmusiker gelegt. Im nächsten Jahr hat Thomas Hauber die Jugendarbeit an Anne Friedl-Henneberger übergeben.

2013

Der erste Klarinettist und bisherige zweite Dirigent Stefan Henneberger erklärte sich bereit, übergangsweise zum Jahreskonzert den Taktstock zu übernehmen. Unter seiner Leitung fand unter anderem ein Kirchenkonzert in St. Nikolaus statt und die musikalische Leitung des Jahreskonzertes teilte er sich mit dem späteren Leiter der städtischen Musikschule Christian Aleksic.

2015

Der gebürtige Usbeke und studierte Klarinettist Albert Galimzanov übernahm zum Jahreswechsel den Taktstock.

In den folgenden sechs Jahren waren, neben den Jahreskonzerten, die Teilnahme an zwei Wertungsspielen, das Gemeinschaftsprojekt „Musical Emily voll abgehoben“ mit der Maria-Ward-Realschule St. Zeno und die von Albert und Natalia organisierte Konzertreise nach St. Petersburg die Höhepunkte, die wir gemeinsam erleben durften.

Albert verließ die Kapelle im Juni 2021, um sich neuen Herausforderungen zu widmen.

Dirigent Albert Galimzanov (re.) 1.Vorstand Dieter Staller (li.)

2021

Die Corona-Pandemie brachte das Vereinsleben in den vergangenen eineinhalb Jahren praktisch zum Erliegen. Zum Leidwesen aller waren Auftritte und gemeinsames Proben aufgrund der Kontaktbeschränkungen untersagt. Wie findet man ausgerechnet in diesen Zeiten einen neuen Dirigenten? Die Verantwortlichen der Stadtkapelle waren sehr froh über die Empfehlung des Vorgängers und die Bereitschaft des 28-jährigen Andreas Kapellner, ab September das Dirigat bei der Stadtkapelle zu übernehmen.

Dieter Staller begrüßt den neuen Dirigenten Andreas Kapellner im Probenraum

2023

Andreas Kapellner verabschiedete sich aus familiären Gründen nach Österreich. Bei der Suche nach einem Nachfolger unterstützte wieder Martin Fuchsberger den Verein und warb bei seinen Studenten am Salzburger Mozarteum für die offene Stelle.

Der junge ungarische Nachwuchsdirigent Zekő Attila Sebesy übernahm im Dezember 2023 die musikalische Leitung der Stadtkapelle.

Stefan Henneberger und Zekő Sebesy beim Kurkonzert im Feuerwehrheim in Bayerisch Gmain
Nach oben scrollen